Wird grüner Wasserstoff immer günstiger?
Eigentlich sind sich alle schon einig: Gerade grüner Wasserstoff wird in unserem Energiesystem eine immer größere Rolle spielen. Aber wie teuer ist Wasserstoff tatsächlich – und wie werden sich die Preise in Zukunft entwickeln? BAETZ Energy hat für Sie recherchiert.
Was kosten verschiedene Wasserstoff-Varianten zurzeit?
Wer an der Tankstelle Wasserstoff zapft, der muss im Moment mit einem Preis um die 9,50 € rechnen. Selbst die Produktionskosten von grünem Wasserstoff sind noch ziemlich deutlich von der „magischen“ Marke von 2,00 € weg. Grüner Wasserstoff wird per Elektrolyse erzeugt, also der Zerlegung von Wasser mithilfe von elektrischem Strom, wie wir berichteten. Und die Kosten unterscheiden sich je nach Herkunft des Stromes stark. Die International Renewable Energy Agency (Irena) schätzt die sogenannten Levelized Costs of Hydrogen (LCOH) für mit Solarstrom produzierten grünen Wasserstoff auf etwas unter 6 €/kg. Bei Nutzung von Windenergie reduzieren sich die Produktionskosten auf gute 4 €. Können wir regional ausreichend grünen Strom erzeugen, können die Kosten auf rund 2,50 € sinken.
Viele Studien setzten bisher voraus, dass die Herstellkosten für grünen Wasserstoff bald auf ca. 2 €/kg sinken könnten. Wichtig, weil er damit unter den Kosten für sogenannten blauen Wasserstoff liegt. Wird diese Marke geknackt, könnte grüner Wasserstoff sogar grauem Wasserstoff Konkurrenz machen (die Definitionen der verschienen „Farben“ haben wir hier erklärt).
Aktuell ist konventionell hergestellter Wasserstoff allerdings noch günstiger. Blauen Wasserstoff – also mit Abscheidung des entstehenden CO₂ – geht Irena von ca. 2,20 €/kg (aus Erdgas) bis 1,62 € (aus Kohle) aus. Die Herstellungskosten von grauem Wasserstoff liegen sogar noch niedriger, da keine CO₂-Abscheidung erfolgt.
Produktionskosten von H₂
Brisant: Hoher Gaspreis macht grünen Wasserstoff marktfähig
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine gibt dem grünen H₂ wirtschaftlichen Auftrieb – er ist in Europa, dem mittleren Osten und Afrika schon günstiger als grauer. Allerdings bestimmen nicht die Beschaffungs- bzw. Produktionskosten allein den Preis für ein Produkt. Hinzu kommen oft empfindlich hohe Transportkosten. Wasserstoff muss übrigens nicht unbedingt in seiner Endform verschifft werden. Er kann ebenso in Form von grünem Ammoniak gespeichert und transportiert werden, das eine noch höhere Energiedichte besitzt.
Der Blick nach vorne
Wir gehen davon aus (und arbeiten nach Kräften daran mit), dass erneuerbare Energie in Zukunft breiter verfügbar und kostengünstiger werden wird. Gemeinsam mit noch effektiveren Elektrolyse-Anlagen und größeren Maßstäben bei der Herstellung sollten sich die Produktionskosten von Wasserstoff künftig deutlich senken lassen. Und fossile Energieträger werden künftig garantiert nicht geringer besteuert oder überhaupt günstiger.
Daher gehen realistische Analysen davon aus, dass wir 2030 ein Kilogramm grünen Wasserstoff für 3 € produzieren können. Besonders günstig geht das natürlich da, wo Wind- und Sonnenenergie leicht und ausreichend verfügbar ist wie in Europa in Ländern wie Spanien, Großbritannien oder Norwegen. Das Beratungsunternehmen Aurora Energy Research rechnet mit einem Knacken der 2-Euro-Marke erst im Jahr 2050.
Unser Fazit
Grüner Wasserstoff aus heimischer Produktion ist schon jetzt wirtschaftlicher als Importe per Schiff. Sinkende Preise für erneuerbaren Strom, günstigere Elektrolyseure und ein geringerer Bedarf als noch vor ein paar Jahren angenommen, lassen die Preise für grünen Wasserstoff aus Deutschland in den Prognosen für das Jahr 2030 auf 7 bis 13 Cent pro Kilowattstunde fallen. Das geht aus einer Metaanalyse von zahlreichen Studien zum Thema durch das Wuppertal Institut aus Juni 2023 hervor. Fakt ist: Wasserstoff ist ein sehr guter Energieträger, wenn er umweltbewusst und klimaneutral produziert wird. Wenn das in den nächsten Jahren auch noch günstiger möglich ist – umso besser. Wir halten Sie auf dem Laufenden.